Nachhaltige Bauvergabe: Neue Anforderungen und Chancen für Unternehmen
Die öffentliche Hand investiert jährlich Milliarden in Bauprojekte. Dabei spielen Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit eine immer größere Rolle. Der naBe-Aktionsplan definiert klare Vergabekriterien für Hochbau- und Tiefbauleistungen. Unternehmen, die sich auf diese Anforderungen einstellen, verbessern ihre Chancen bei öffentlichen Ausschreibungen erheblich.
Nachhaltigkeit als Maßstab in der öffentlichen Bauvergabe
Der naBe-Aktionsplan setzt strenge Maßstäbe für umweltfreundliche Bauprojekte. Zu den zentralen Anforderungen gehören:
- Energieeffizienz: Gebäude müssen hohe Standards bei Wärmedämmung, Lüftung und nachhaltiger Energieversorgung erfüllen.
- Rückbaubarkeit und Kreislaufwirtschaft: Materialien sollen recycelbar und rückbaufähig sein, um Ressourcen zu schonen.
- Schadstoffarme Baustoffe: Es werden bevorzugt Materialien mit geringen Emissionen und umweltfreundlichen Produktionsverfahren verwendet.
- Wassereffizienz: Der Einsatz wassersparender Vorrichtungen und Systeme wird in öffentlichen Ausschreibungen zunehmend gefordert.
Hochbau: klimaaktiv Silber Standard als Voraussetzung
Nachhaltigkeit spielt im Hochbau eine zentrale Rolle und ist durch den naBe-Aktionsplan klar geregelt. Öffentliche Bauprojekte müssen den klimaaktiv Silber Standard mit mindestens 750 Punkten erfüllen. Dafür ist der Kriterienkatalog für Dienstleistungsgebäude 2020 maßgeblich.
Zu den wesentlichen Anforderungen gehören der Einsatz von Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft, Recycling-Beton sowie schadstoffarme Baustoffe. Dämmstoffe und Fassaden müssen hohe Energiestandards erfüllen, um die Energieeffizienz zu maximieren. Zudem gilt das Prinzip „energy efficiency first“ – energieeffiziente Lösungen sind vorrangig zu wählen, es sei denn, wirtschaftliche oder technische Gründe sprechen dagegen.
Die Rückbaubarkeit ist zudem ein entscheidender Faktor: Unternehmen müssen ein Konzept vorlegen, das aufzeigt, wie Baustoffe am Ende ihrer Nutzungsdauer wiederverwendet oder recycelt werden können. Besonders wichtig ist die flächensparende Planung unter Berücksichtigung der Bodenqualität.
Tiefbau: Nachhaltige Materialien und Baupraxis im Fokus
Auch im Tiefbau entstehen Umweltbelastungen bereits in der Bauphase – etwa durch Herstellung, Transport und Gewinnung von Baustoffen. Ein zentrales Element ist daher der verstärkte Einsatz von Recycling-Baustoffen. Bei Bauvorhaben mit mehr als 750 Tonnen Bau- und Abbruchabfällen ist ein detailliertes Materialkonzept verpflichtend. Dieses muss die Aufbereitung und Wiederverwendung von Baustoffen vor Ort vorsehen. Nicht verwertbare Materialien sind an Recyclingbetriebe abzugeben.
Zudem sind Mindestquoten für Recyclingasphalt einzuhalten – bituminöse Deck-, Binder- und Tragschichten müssen im Optimalfall zu mindestens 10 % aus Recyclingmaterial bestehen. Auch der Baustellenbetrieb unterliegt ökologischen Vorgaben: Abfälle müssen sortenrein getrennt werden und Baumaschinen müssen strenge Emissionsgrenzwerte einhalten.
Chancen für Bauunternehmen: Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil
Bauunternehmen, die nachhaltige Standards umsetzen, profitieren von besseren Vergabechancen und einer stärkeren Marktposition. Die steigende Nachfrage nach umweltfreundlichen Baumaterialien treibt zudem Innovationen voran. Nachhaltige Bauweisen senken langfristig Energie- und Betriebskosten und erhöhen die Lebensdauer von Bauwerken.
Fazit: Nachhaltigkeit in der Bauvergabe aktiv gestalten
Die nachhaltige Beschaffung im Baubereich ist längst Realität. Wer auf umweltfreundliche Baustoffe, energieeffiziente Lösungen und Rückbaubarkeit setzt, erfüllt nicht nur gesetzliche Anforderungen, sondern schafft echten Mehrwert für Umwelt, Auftraggeber:innen und das eigene Unternehmen. Die Bauwirtschaft steht vor einer grünen Transformation – und mit ihr große Chancen für innovative und verantwortungsbewusste Anbieter.