Mythos 7: Bei öffentlichen Ausschreibungen zählt nur der niedrigste Preis
Viele Unternehmen zögern bei öffentlichen Ausschreibungen, weil sie glauben:
„Am Ende gewinnt sowieso immer das billigste Angebot. Gegen Preisdumping kann ich nicht bestehen.“
Dieser Mythos hält gerade qualitätsorientierte Anbieter:innen davon ab, öffentliche Aufträge in Betracht zu ziehen. Doch wer genauer hinsieht, stellt fest: In den meisten Ausschreibungen geht es heute um mehr als nur den Preis.
Das Billigstangebotsprinzip: Die gesetzliche Ausnahme von der Regel
Öffentliche Auftraggeber:innen dürfen in Österreich nur in wenigen, genau definierten Fällen den Zuschlag ausschließlich nach dem geringsten Preis vergeben. In den meisten Fällen sind sie gesetzlich verpflichtet, das sogenannte Bestangebotsprinzip anzuwenden.
Das bedeutet: Es gewinnt nicht automatisch das billigste Angebot, sondern das technisch und wirtschaftlich günstigste.
Viele Vergabeverfahren folgen diesem Prinzip. Neben dem Preis zählen auch qualitative Kriterien wie Qualität, Service, Nachhaltigkeit oder die Betriebskosten über den gesamten Lebenszyklus.
Zahlen aus der Praxis bestätigen den Trend
In einer Vielzahl von Ausschreibungen, insbesondere im Bereich Dienstleistungen, Bau oder IT, erfolgt die Vergabe fast immer unter Berücksichtigung mehrerer Zuschlagskriterien.
Das bedeutet konkret:
- Der Preis hat Gewicht, aber in vielen Verfahren beträgt sein Anteil an der Bewertung zum Beispiel nur 40 oder 50 Prozent.
- Die restlichen Punkte verteilen sich meist auf qualitative Kriterien wie fachliche Eignung, Methodik, Umsetzungsqualität, Referenzen oder Innovationsgrad.
- Zunehmend spielen auch Nachhaltigkeitskriterien eine Rolle. Dabei werden zum Beispiel Umweltaspekte, soziale Verantwortung oder Aspekte guter Unternehmensführung (ESG-Kriterien) bewertet.
- Immer öfter fließen auch Lebenszykluskosten in die Entscheidung ein, also nicht nur Anschaffungskosten, sondern auch Folgekosten wie Wartung, Betrieb oder Entsorgung.
Günstig, aber nicht billig – worauf es ankommt
Ein niedriger Preis ist nicht automatisch die beste Wahl.
Das Ziel heißt: bestes Preis-Leistungs-Verhältnis über den gesamten Zeitraum. Daher setzen viele Vergabestellen auch auf Lebenszykluskostenmodelle, um langfristige Qualität und Nachhaltigkeit zu berücksichtigen.
Anbieter:innen mit durchdachtem Konzept, nachhaltigen Ansätzen oder guter Servicequalität haben daher echte Chancen auf den Zuschlag, selbst wenn sie nicht das günstigste Angebot abgeben.
Was bedeutet das für Sie als Unternehmer:in?
Wenn Sie bisher aus Angst vor Billigkonkurrenz zurückhaltend waren, lohnt sich ein Perspektivwechsel. In vielen Ausschreibungen zählt nicht der niedrigste Preis allein, sondern das überzeugendste Gesamtpaket. Präsentieren Sie Ihr Angebot mit nachvollziehbarer Kalkulation, nachhaltigen Lösungen und klarem Qualitätsfokus – das stärkt Ihren Wettbewerbsvorteil.
Beratung bei Ausschreibungsstrategie und Angebotsoptimierung
Sie möchten wissen, wie Sie Ihr Angebot so aufbauen, dass Sie im Bestbieterprinzip optimal bewertet werden? Die Beratung von auftrag.at unterstützt Sie dabei, Ihr Angebot sowohl preislich attraktiv als auch in den qualitativen Kriterien überzeugend zu gestalten.
Gemeinsam analysieren wir, welche Aspekte für Ihr Unternehmen besonders punkten, von Leistungsqualität über Service und Nachhaltigkeit bis hin zu Lebenszykluskosten und ESG-Kriterien. Unser Ziel ist, dass Ihr Angebot in allen bewertungsrelevanten Bereichen bestmöglich abschneidet.
Rückblick auf unsere Blog-Serie
Mit diesem Beitrag schließen wir unsere siebenteilige Serie über die häufigsten Ausschreibungs-Mythen ab. Wir haben gezeigt, dass viele Vorurteile sich nicht bestätigen, weder bei der Konkurrenz noch beim Aufwand, noch bei den Zuschlagskriterien.
Unser Ziel war es, Ihnen als Unternehmer:in zu zeigen: Öffentliche Aufträge sind erreichbar. Der Einstieg ist machbar. Die Chancen sind größer als oft angenommen.
Die Serie im Überblick
Mythos 1: Ausschreibungen sind nur etwas für große Unternehmen
Mythos 2: Bei Ausschreibungen muss man sich gegen viele Bieter:innen durchsetzen
Mythos 3: Öffentliche Aufträge zu bekommen ist zu aufwändig und dauert ewig
Mythos 4: Für Ausschreibungen muss man Vergaberechtsexpert:in sein
Mythos 5: Die Teilnahme an öffentlichen Ausschreibungen ist zu bürokratisch
Mythos 6: Öffentliche Ausschreibungen sind auf bestimmte Bieter:innen zugeschnitten
Abschluss und Ausblick
Sie haben jetzt eine fundierte Grundlage, um selbstbewusst in den öffentlichen Vergabemarkt zu starten. Wenn Sie sich gezielt informieren möchten, wie Sie Ihr Angebot, Ihre Kalkulation und Ihre Positionierung verbessern können, steht Ihnen das Team von auftrag.at mit Beratung und Tools zur Seite.
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